Burn-out kann jeden Treffen
Nach harter geistiger oder körperlicher Arbeit erschöpft zu sein, ist ganz normal. Entspannung am Abend oder Urlaub schaffen hier Abhilfe. Wer ausgebrannt ist, dem hilft ein Urlaub nicht, der kann keinen Gang zurückschalten.
Burnout kann im Prinzip jeden treffen. Menschen gehen mit den Herausforderungen ihres Alltags sehr unterschiedlich um. Und jeder Mensch hat Phasen, in denen er den Herausforderungen besser begegnen kann und er ausreichend Ressourcen zur Verfügung hat und dann aber auch andere Phasen, in denen zu viele Herausforderungen zur gleichen Zeit auf nicht ausreichend viele verfügbare Ressourcen treffen.
Das Gefährliche am Burn-out ist, dass sich diese Erkrankung schleichend und in Phasen entwickelt. Die Betroffenen gelangen oft erst nach viel verstrichener Zeit an dem Punkt, an dem dann wirklich nichts mehr geht, der Akku leer ist und sie total erschöpft und ausgelaugt sind.
Vier Phasen des Burn-Outs
1. Phase - "Brennen" Enthusiasmus
- große Begeisterung mit hohen oder ehrbaren Zielen
- starkes und gutes Gefühl gebraucht zu werden, wichtig zu sein - unser Körper schüttet Endorphine aus, die uns uns gut fühlen lassen
- Bereitschaft eigene Bedürfnisse hinten an zu stellen (für die Sache oder den guten Zweck)
- Stresshormone führen zu gesteigerter Leistungsfähigkeit
- Pausen und Erholung werden vernachlässigt (und man ist überzeugt, diese auch nicht zu brauchen)
- Dauerstress führt zu erhöhtem Cortisol-Spiegel, der zu "Dauerwachheit" führt, wir schlafen zu spät und zu wenig
- möglicherweise ist man auch oft aufgekratzt und überdreht
2. Phase - "es brennt" - Stagnation
- spüren der Diskrepanz zwischen erhofften und tatsächlich erreichten Zielen
- ausbleibende Erfolgserlebnisse, ausbleibendes positives Feedback des Umfeldes, fehlende Wertschätzung
- trotz permanenter Bereitschaft und Tätigkeit, wird der Berg an Aufgaben nicht kleiner
- Realisierung langsam an seine Grenzen zu stoßen
- Unzufriedenheit beginnt
- erste Selbstzweifel, Gefühl der Enttäuschung
- Ignorieren dieser negativen Empfindung
- ambitioniertes Festhalten und Weitermachen im Dauermodus
- Abschalten (im Feierabend) fällt immer schwerer, Schlafqualität leidet noch mehr
- Zynismus beginnt
3. Phase - "Verbrennen" Frustration
- Stadium der Realisierung: persönliche Ziele sind eventuell tatsächlich nicht zu erreichen
- Frustration und Ratlosigkeit
- Gleichgültigkeit gegenüber seinem menschlichen und beruflichen Umfeld
- körperliche Begleiterscheinungen durch chronische Daueranspannung: Verspannungen, Blockaden, Spannungsscherzen (Migräne), Schlafstörungen, Müdigkeitserscheinungen, Antriebsstörungen, Libidoverlust,
- Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit
- Ausstieg aus dem "Hamsterrad" wäre nun wichtig bevor das eigene Gefühl der Frustration und Machtlosigkeit nicht mehr zu durchbrechen ist.
4. Phase - "Ausgebrannt-sein" - Apathie
- mechanisches „Funktionieren“
- blockierte Gedanken und Entscheidungen
- Freudlosigkeit
- emotionale Abkopplung und Entfremdung
- Selbst Hobbies sind plötzlich eine Last
- nur noch Dienst nach Vorschrift
- Ohnmachtsgefühl oder Gefühl der Machtlosigkeit
- Kontakt zu Kollegen / Menschen wird zur Anstrengung und Pflichtaufgabe
- Absage von Verabredungen mit Freunden
- Rückzug aus dem privaten Umfeld
- Isolation
- Handlungsunfähigkeit in einem oder allen Bereichen des Lebens
Therapieansätze
Was hilft wem?
Eine Therapie richtet sich stets nach den individuellen Voraussetzungen des Patienten.
Je nach Phase ist oftmals zunächst vor allem Stabilisierung, Entschleunigung und Loslösen von den Ansprüchen/ Anforderungen sinnvoll.
Wenn es Ihnen rechtzeitig gelingt, bewusst gegenzusteuern und im Alltag einen Gang herunterzuschalten, schaffen Sie auch eher den Ausstieg, bevor die vielfältigen Herausforderungen zu einem ernstzunehmenden Burnout-Syndrom führen.
Die Ansätze
Mit Komponenten der Verhaltenstherapie können Sie lernen sich von dysfunktionalen Verhaltens- und Gedankenmustern zu lösen und Veränderungen üben, die eine positive Wirkung auf Sie haben. So kann es für Burnout-Patienten hilfreich sein, innere Ansprüche an sich selbst herabzusetzen und damit Erwartungsdruck zu reduzieren.
Oder man wählt einen Therapieansatz, der vor allem in die Stärkung des Selbstwertgefühls zum Ziel hat, damit der eigene Wert nicht mehr aus der Anerkennung anderer oder aus beruflichen Erfolgen schöpft.
Zum Beispiel mit dem Kennenlernen und Erforschen innerer Antreiber und Glaubenssätze und dem "Aufbau" eines hilfreichen (inneren) Teams.
Therapie-Konzept
Burn-Out Patienten brauchen vor allem viel Erholung und Zeit,
- um die Erschöpfung zu überwinden
- um leere Akkus peux-a-peux wieder aufzuladen
- um Freude zurückzugewinnen und
- für die Balance des Ungleichgewichts von Energieverbrauch und verfügbarer Energie
- für das Erlernen und Üben von Entspannungs-kompetenz zum Beispiel durch autogenes Training, progressive Muskelentspannung, Achtsamkeit und Mediationen
- um gesundheits-förderliche Strategien zu entwickeln und zu üben (Schlaf, Essen, Bewegung in der Natur, Sport, Genuss und Freude)
- zum Lösen und Loslassen von Belastungen
- zur Entwicklung neuer eigener und gesunder Werte und hilfreicher neuer Glaubenssätze
Ärzte und Klinik
Je nach Stadium und persönlicher Einstellung kann es für eine ambulante Burn-Out-Therapie sehr hilfreich und notwendig sein, neben der therapeutischen Unterstützung auch ärztliche Behandlung in Anspruch zu nehmen.
Oftmals können (längere) Kranschreibungen oder begleitende Medikamente den Erholungsprozess positiv unterstützen.
Zudem kann auch ein Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik ratsam sein, der durch eine ärztliche Überweisung möglich wird.
Auf dem Weg der Genesung braucht es viele unterschiedliche heilsame Bausteine, aus denen Sie wählen können und die durch eine ambulante Therapie vorbereitet und nachbereitet werden können.